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Dorfrepublik Rüterberg 

Von „Wendisch Wehningen“ zum Grenzdorf.
In alten Atlanten wird man Rüterberg nicht finden, doch seine Wurzeln reichen bis in die Zeit slawischer Besiedlung zurück.
Urkundlich erwähnt wurde der Ort als „Wendesschen Wenynghen“ erstmals 1370.

Seine Wurzeln gehen auf die Zeit slawischer Bauern zurück. Später hieß er Wendisch Wehningen – Broda - Sandwerder.
Im Zuge der Arisierung wurde dieser historische Ortsname 1937 durch Rüterberg ersetzt.
Größere Bedeutung erlangte der Ort, nachdem abbauwürdige Tonvorkommen entdeckt wurden.
1889 wurde das Klinkerwerk von Albert Herr unmittelbar an der Elbe erbaut.

1905 entstand die Ziegelei Guse im (heute nicht mehr existierenden) Ortsteil Broda sowie später das Sägewerk Weber.
Rüterberg blühte als kleiner Industriestandort auf und zählte 460 Einwohner.
Die dunklen, hart gebrannten Klinker waren sehr begehrt. Sie wurden auf der Elbe nach Hamburg verschifft.

Nach der Teilung Deutschlands wurden die Klinkerproduktion und deren Transport im Grenzgebiet
von den DDR-Funktionären als Sicherheitsrisiko angesehen.
Die deutsch-deutsche Grenze verlief in unmittelbarer Dorfnähe.
Daher wurde bereits 1952 ein Grenzschutzstreifen zur Bundesrepublik hin entlang des Elbufers angelegt.

1967 legte man die Tongrube endgültig still und machte die Ziegeleien und das Sägewerk dem Erdboden gleich.

Was es mit der "Dorfrepublik" auf sich hat

Das Sicherheitsbestreben der DDR-Regierung führte dazu, dass Rüterberg jahrzehntelang eine Enklave war.
Nicht genug, dass man das Dorf nach Westen abgesperrt hatte,
1967 wurde auch der freie Zugang zur DDR durch einen zweiten Zaun unterbunden.

Zuvor hatte man in zwei Nacht- und Nebelaktionen 1952 und 1961 unliebsame Bürger ausgesiedelt.
22 Hofstellen verfielen. Hundelaufanlagen und Signaleinrichtungen "schützten" die verbliebenen 180 Einwohner.
Fortan war der Zugang zum Dorf nur durch ein bewachtes Tor möglich.
„Ihre Dokumente zur Einreise!“ – so lautete die Aufforderung der Grenzposten.
Dieser Satz wurde 22 Jahre lang, bis zum 8. November 1989, zum Symbol für die Unfreiheit der Rüterberger.

Kurz vor der Wende forderten die Einwohner die Öffnung der inneren Grenze.
Als ihnen das verwehrt wurde, versammelte sich die Dorfgemeinschaft heimlich.
Initiiert durch den Schneidermeister Hans Rasenberger wurde die "Dorfrepublik Rüterberg"
- nach dem historischen Vorbild der schweizerischen Urkantone - als Akt demokratischer Selbstbestimmung ausgerufen.

Da bereits am nächsten Tag die Mauer fiel, bekam die "Dorfrepublik" vor allem symbolischen Charakter.
Sie steht heute als Zeichen für den Selbstbehauptungswillen der Rüterberger
und soll auf das jahrzehntelang erlittene Unrecht aufmerksam machen.


Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns hat dies gewürdigt.
Rüterberg erhielt 1991 das Recht, die Bezeichnung „Rüterberg Dorfrepublik 1967-1989“ zu tragen.
In der "Heimatstube" des Gemeindehauses des Ortes finden Sie zahlreiche Zeugnisse zur Geschichte der Dorfrepublik und aus der DDR-Vergangenheit des Ortes. Anmeldungen gerne bei Herrn Schmechel, Tel.: 0 38 758 -20 333